Hintergründe über die Gründung der Oerier Feuerwehr und die größten Einsätze kann man hier nachlesen (Aus der Chronik zum 100-jährigen Bestehen der Feuerwehr 1996).
Darüberhinaus gibt Günter Klaproth Einblick in seinen Einstieg in die Feuerwehr im Jahr 1968 und Friedel Klaproth berichtet über die Anfänge des Oerier Pfingstfrühschoppens und des Oerier Osterfeuers.
1896 – Die Gründung der Oerier Feuerwehr
Im Jahr 1896 fand im Gasthaus zu den fünf Linden die Gründungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Oerie statt.
29 Oerier unterschrieben die Gründungserklärung der Wehr. Am 25.11.1896 wählten sie ihren Gastwirt Heinrich Ottmers in den Vorstand als Kassierer und zum 1. Rohrführer für den aktiven Dienst. Heinrich Ottmers war die Seele der Oerier Wehr in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens. Ein Kamerad, der in der Zeit seines Wirkens bemüht war, für seine Wehr das Optimale zu leisten. „Wo es Not tat“, stellte er seine ganze Kraft in den Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Oerie. Auf dem Gründungsfest der Wehr am 16. und 17. Mai 1897 hielt er die Festrede. Er legte für seine Kameraden das Gelübte ab.
Wir wollen eine freiwillige Feuerwehr, welche die Kräfte voll und ganz in den Dienst des von Brandunglück überfallenen Nächsten stellt, sein.
Er wünschte der „Wehr von Oerie Glück, dass stets ein guter Stern über sie walte, dass sie stets vorwärts schreite, in Einigkeit ihrer Mitglieder untereinander die Treue halte.“
Im Jahre 1902 übernahm er zusätzlich das Amt des Vize-Hauptmanns,
1905 wurde er zum Zugführer des Steigerkorps und in das Ehrengericht der Wehr gewählt. Um einen „reibungslosen Generationswechsel“ in der Führung der Wehr zu unterstützen und zu sichern, übergab er nach und nach seine Ämter in jüngere Hände, so 1908 das des Vize-Hauptmannes und 1913 das des Kassierers.
Als 1909 Hauptmann Wesche nach Hüpede verzog und die Führung der Wehr in jüngere Hände gelegt werden musste, fühlte er sich in die Pflicht genommen. Er übernahm erneut das Amt des Vize-Hauptmannes, um den reibungslosen Gene rationswechsel weiterhin zu unterstützen. Vorbildlich sein Einsatz als 1. Rohrführer in der aktiven Wehr beim Brand auf dem Niemannschen Hof am 8. Januar 1915.
Kamerad Vize-Hauptmann Ottmers (heute würde er der Altersgruppe angehören) nahm freiwillig unter Aufwendung aller Kräfte, in Rauch und Qualm gehüllt, die Rohrführung in die Hand und es ist ihm zu danken, dass das Niemannsche Wohnhaus unversehrt geblieben ist.
Ein Jahr später, 1916, gab er seine Gastwirtschaft in Oerie auf und verzog nach Pattensen.
Schriftführer H. Eicke würdigte 1911 die Verdienste des Kameraden u.a. mit den Worten:
„ … das Muster eines Kameraden sind Sie für jedes Mitglied gewesen … mit welcher Hingabe haben Sie als Vize-Hauptmann die frei- willige Feuerwehr vertreten und immer unermüdlich zu ihrer Pflicht zurückgeführt, wenn sie schwanken wollte … Wiederholt war die Wehr in Gefahr des Abbröckelns und stets sind Sie es gewesen, der sie vor dem Sturz bewahrt hat.“
Die größten Feuerwehreinsätze im Ort
Brände an den Wirtschaftsgebäuden der Bauerhöfen konnten große Schäden verursachen und die Arbeit eines ganzen Jahres zunichte machen.
Herbst 1920
Im Herbst 1920 brach bei dem Vollmeier Friedrich Hogrefe morgens um 8 Uhr ein größeres Schadenfeuer in den mit der ganzen Heuernte und gedroschenem Stroh gefüllten Wirtschaftsräumen aus. Das Feuer griff auf einen Wohnhausanbau über und gefährdete das Wohnhaus.
Diese Räume waren massiv gebaut und mit Brandmauern versehen. Nur eine erfüllte ihren vollen Zweck, die Mauerwand, die den Anbau von dem Wohnhaus trennte. Es herrschte Wassermangel, der Wasserstand im Brunnen war bei anhaltender Trockenheit so tief gesunken, dass das Saugrohr das Gewicht nicht mehr halten konnte. Hinzu kam ein Defekt am Saugwerk. Die Spritze war nicht zum Was sergeben zu bringen. Daraufhin musste das Wasser mit Tonnen angefahren werden.
Der Wassermangel zwang die Wehr, sich darauf zu beschränken, das Wohnhaus zu schützen und die Brandmauer feucht zu halten und so ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. Vorsorglich wurden die an der Brandmauer angrenzenden Wohnräume geräumt.
Trotz selbstlosen Einsatzes der Oerier Wehr, die aus den angegebenen Gründen nicht genügend Löschwasser zur Verfügung hatte, konnte das Feuer erst durch die Hilfe der Pattenser Wehr unter Kontrolle gebracht werden. „Nun kam die Spritze von Pattensen, die aus dem räumlich großen Hogrefeschen Brunnen, weil sie im Saugkorb ein Kugel- ventil hatte, das Wasser hob und gute Wirkung tat.“
13. Oktober 1922 (Hüpede)
Am 13.10.1922, um 15.30 Uhr, brach erneut, diesmal durch Brandstiftung, ein Schadensfeuer auf dem Hofe des Vollmeiers Friedrich Hogrefe aus. Es brannte die mit voller Ernte gefüllte Scheune.
Die Spritze aus Oerie war sofort zur Stelle, ebenso die aus Hüpede. Beide Wehren konnten nicht verhindern, dass sich das Feuer zu Großbrand ausbreitete. Durch Funkenflug griffen die Flammen um 16 Uhr auf das Nachbargrundstück des Kötners Heinrich Mensing über. Das Reetdach seines Hauses stand sofort in Flammen. Durch Telefonanruf wurde die Pattenser Wehr zur nachbarlichen Hilfe gerufen.
Nach kurzer Zeit war sie in voller Tätigkeit und es gelang, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Die Scheune des Vollmeiers und das Wohnhaus nebst Stallungen des Kötners waren niedergebrannt.
12.November 1980
Ein spektakulärer Einsatz war am 12. November 1980. Um 8.51 Uhr alarmierten die Sirenen die Feuerwehr: Das Haus der Familie Hielscher stand in Flammen. Nach kurzer Zeit fanden sich 24 Oerier und 14 Hüpeder Feuerwehrleute sich mit ihren Einsatzgeräten ein. Sie konnten ein Niederbrennen des Wohngebäudes nicht verhindern, aber durch den gemeinsamen Einsatz aller Kräfte gelang es, die nahe gelegenen Häuser vor einem Übergreifen der Flammen zu schützen. den sich ihren Einsatzgeräten ein.
Achtundvierzig Jahre in Feuerwehruniform
Günter Klaproth berichtet von seinem Einstieg in die Feuerwehr. Er ist 1968 zusammen mit Heinrich Eicke (Turmstr. 3), Gerd Wilhelm, Gotthard Hielscher und Peter Mislisch in die Oerier Feuerwehr eingetreten.
Endlich 16…..
Endlich 16 – auf der Jahreshauptversammlung der Oerier Feuerwehr im Januar 1968 wurden wir zu fünft als Feuerwehrmann-Anwärter in die Oerier Feuer- wehr aufgenommen. Da zu dieser Zeit die Gründung einer Jugendfeuerwehr noch in weiter Ferne lag, betrug das Mindesteintrittsalter für den aktiven Dienst 16 Jahre. Für die meisten Jungen unseres Alters war es selbstverständlich, frühestmöglich in die Feuerwehr einzutreten – wir wollten dabei sein.
Es war für uns einer der ersten Schritte ins Erwachsenenleben. Wir fingen ja auch nicht bei null an. Bereits als Kinder und Jugendliche waren wir als Zuschauer bei den Übungsterminen der Oerier Wettkampfgruppen und selbstverständlich bei den Unterkreiswettkämpfen dabei.
Die ersten Wettkämpfe
Nach erfolgreicher Absolvierung des Feuerwehrgrundlehrganges wurden wir in die Gruppe 2 der Oerier Feuerwehr integriert. Und die Gruppe 2 war nicht schlecht! Mit unserem Gruppenführer Karl-Heinz (Kalle) Schmidt gewannen wir etliche Wettkämpfe im damaligen Unterkreis 7 und auch bei anderen Wehren in der näheren Umgebung. Anfangs wurden wir oft vom Publikum belächelt, wenn wir mit unserem TSA (Tragkraftspritzenanhänger) hinter einem Traktor oder mit der Spritze und den Schläuchen auf dem VW-Bulli unseres ortsansässigen Maurermeisters Hans Schulz zum Wettkampf anrückten. Doch nach erfolgreich und schnell absolvierter Einsatzübung schlug der gutmütige Spott oftmals in ehrliche Anerkennung um. Es war schon eine schöne Zeit! Als kleine Ortsfeuerwehr hatten wir glücklicherweise nicht so viele Einsätze. In den Jahren 1968 bis Februar 1974, als im Rahmen der Gebiets- und Verwaltungsreform auch die Gemeinde Oerie und sechs weitere umliegende Gemeinden mit der Stadt Pattensen zur Einheitsgemeinde Stadt Pattensen zusammengeschlossen wurden, hatten wir zwei Brandeinsätze in Oerie.
Der erste Einsatz
Der erste Einsatz war ein durch Blitzeinschlag ausgelöster Dachstuhlbrand auf dem Kornboden des Landwirts Heinrich Eicke. Dieser Brand konnte jedoch bereits kurz nach dem Entstehen gelöscht werden, sodass zum Glück nur ein begrenzter Schaden entstand. Der zweite Brandeinsatz war weitaus spektakulärer. Am 15. Juni 1970 nachmittags brach im Schafstall des Landwirts Heinrich Mensing ein Feuer aus. Unsere Wehr übernahm zusammen mit den Feuerwehren Pattensen, Hüpede, Bennigsen und Lüdersen die Brandbekämpfung. Trotz vereinten Bemühens konnte der Schafstall jedoch nicht gerettet werden – er brannte vollständig aus. Ein Übergreifen des Feuers auf das benachbarte Wohnhaus konnte zum Glück abgewehrt werden. In der darauf folgenden Nacht übernahmen wir schichtweise die Brandwache, um die immer wieder aufflammenden Schwelbrände zu löschen. Außerdem wurden wir mehrmals alarmiert, um bei Unwettern mit wolkenbruchartigen Regenfällen überschwemmte Keller auszupumpen.
Die belastendsten Einsätze
Die am schwersten belastenden Einsätze waren jedoch die Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen mit Personenschäden auf dernahen B3. Zum Glück war ich persönlich bei solchen Einsätzen nur selten dabei, aber allein die Berichte der Kameraden, die im Einsatz beteiligt waren, berührten mich schon sehr. Rückblickend nach gut fünfundvierzig Jahren stelle ich ohne Abstriche fest, dass ich meine damalige Entscheidung, der Oerier Feuerwehr beizutreten und dabei zu bleiben, nie bereut habe. Ich möchte die Wettkämpfe (mit anschließender Pokalein- weihung bzw. Manöverkritik bei Mutter Engelke), die Übungsabende (mit Abschluss an gleicher Stelle), die Feuerwehrdienste, Festausmärsche und Kommersveranstaltungen bei den Feuerwehrfesten der befreundeten Wehren und vor allem bei unseren eigenen Feuerwehrfesten und -veranstaltungen, aber auch die gewonnenen Erfahrungen bei den Einsätzen nicht missen!
Osterfeuer und Pfingsten hinter dem Oerier Wald – Eine Oerier Tradition
Friedel Klaproth erzählt aus seiner Erinnerung, wie der Pfingstfrühschoppen und das Osterfeuer zu einer Oerier Tradition geworden sind.
„Pfingsten bleibt die Küche kalt – wir gehen in den Oerier Wald“
Jedes Jahr am Pfingstsonntag zieht es die Einwohner aus Oerie sowie zahlreiche Gäste aus Hüpede und der Umgebung zum sogenannten Pfingstfrühschoppen in den Oerier Wald. Aber es ist nicht nur ein Frühschoppen, sondern ein Tag für die ganze Familie.
Morgens um 10:00 Uhr versammelt sich die Feuerwehr im Wald zum Aufbau von Tischen, Stühlen und Bänken sowie Getränketresen und Grillstation. Sehr gelegen kommt dazu die Schutzhütte, die die Landjugend in einer 72-Stunden- Aktion 2011 dort errichtet hat und in der nun der Grill aufgestellt wird.
Die Veranstaltung beginnt mit dem Frühschoppen, bei dem noch die meisten Besucher männlich sind, aber hin zur Mittags- und Kaffeezeit ändert sich dies und Familien beherrschen das Bild. Am Nachmittag gibt es Kaffee, Kuchen und viele Torten, die von den Frauen der Oerier Dorfgemeinschaft gebacken und angeboten werden. Seit 2013 sorgt der Musikzug Schulenburg für musikalische Unterhaltung.
Wie hat alles begonnen ?
Es muss in den 1950er Jahren gewesen sein, als sich jeden Pfingstsonntag morgens um 4:00 Uhr einige Oerier Männer zu Fuß in Richtung Wald aufmachten, um in den frühen Morgenstunden den Frühling zu genießen, wenn die Sonne aufgeht und sich der Morgendunst verzieht. Pfingsten ist die Zeit, in der sich die Natur von ihrer schönsten Seite zeigt. Nach einer kurzen Wanderung wurde sich dann auf einen Baumstamm gesetzt, Mettwurst und Schnaps aus dem Rucksack geholt und gefrühstückt.
Im Laufe der Jahre brachte dann Schlachtermeister Heinrich Hake seinen Grill und einige Kästen Bier mit und aus Mettwurst und Schnaps wurde Bratwurst und Bier. Auch Hüpeder Männer waren schon früh unterwegs und man traf sich hinter dem Oerier Wald. Einige Jahre später, mittlerweile gab es schon die ersten Tische und Bänke im Wald, hat dann Gastwirt Willi Apel aus Hüpede für einige Jahre die Getränkeversorgung übernommen. Die Bratwürste und Steaks kamen aber weiterhin von Heinrich Hake, nun allerdings von einem größeren Grill.
Mit den Jahren hat sich der Beginn des Frühschoppens immer weiter in den Tag hinein verschoben und Pfingsten ist zum Familientag geworden, der nun gemeinsam von der Oerier Feuerwehr und den Frauen der Oerier Dorfgemeinschaft veranstaltet wird.
Im folgenden kann man ein paar Bilder vergangener Frühschoppen sehen:
Das Osterfeuer
Eine weitere ebenso lange Tradition hat das Oerier Osterfeuer. Bis in die 1960er Jahre fand das Osterfeuer am Ostersonntag statt und nicht wie heute hinter dem Oerier Wald, sondern am Osterfeuerweg, dem Feldweg zwischen dem Ortsausgang und der B3. Allerdings war der Platz dort so beengt, dass es häufig zu Schäden auf den angrenzenden Ackerflächen kam und das Osterfeuer dort nicht mehr stattfinden durfte.
Bild links:
Oerier Jungen in den 1960er Jahren ziehen eine Fuhre Strohballen zum Anfachen des Osterfeuers. Oben: Gerd Wilhelm, Siegfried Wilhelm. Mitte: Günter Klaproth, Heinz Mensing, Rainer Mensing. Vorn: Manfred Schneider, Gotthard Hielscher, Friedel Klaproth.
Die genauen Erinnerungen, wie es dann weiterging, unterscheiden sich. Zunächst wurde das Osterfeuer wohl für ein oder zwei Jahre danach auf den „Langen Kamp“ jenseits der B3 verlegt und dann leider eingestellt. Vermutlich war der Weg dahin zu lang oder auch die B3 zu nahe dran. Einige Jahre später erinnerten sich die mittlerweile erwachsenen Feuerwehrmänner an das Osterfeuer aus ihrer Kinderzeit und sie wollten es wieder aufleben lassen. Nur es musste ein anderer Platz dafür gefunden werden. Was lag näher, als damit hinter den Wald zu gehen, wo schon der Pfingstfrühschoppen stattfand.
So gibt es wieder jedes Jahr in Oerie ein Osterfeuer, allerdings nun am Ostersamstag und am Fischteichweg hinter dem Oerier Wald.
Im folgenden ein paar ausgewählte Aufnahmen des Oerier Osterfeuers:
Videos von der Oerier Feuerwehr
Aufnahmen von einem Feuerwehrfest aus den 1950ern, dem „Pumpengeburtstag“ 1993 und dem großen Umzug zum 100. Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr gibt es auch auf Oerie.de zu sehen: